Unterricht mit Bernd

books-690219_640


Foto: pixabay / CC0

Heute: Erstklassige Literatur

Man nehme: Zwei sich langweilende Schüler und etwas zu Schreiben. Zubereitung: Jeder Schüler schreibt abwechselnd zwei Sätze, von denen der jeweils andere nur immer den zweiten lesen darf. Daraufhin muss dieser die Geschichte mit weiteren zwei Sätzen fortführen usw. Der folgende Text ist dabei entstanden:

Es war einmal ein kleines Dorf, das unberührt von der Hektik dieser Welt in einem kleinen Tal lag. Ein Mann stand staunend auf dem Dorfplatz. Er zündete sich eine Zigarette an und ging in Richtung Rathaus. Plötzlich begann der Boden unter ihm zu beben. Erschrocken sah er sich um und stellte fest, dass vom naheliegenden Berg eine Lawine auf ihn zukam. Was sollte er angesichts dieser Katastrophe nur tun? Zuerst dachte er, dies bedeute sein Ende. Er war der Verzweiflung nahe. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, was ihm sein Meister vor vielen, vielen Jahren gesagt und beigebracht hatte: „Immer wenn sich ein Abgrund vor dir auftut, habe Vertrauen in dich selbst und spring und du wirst fliegen können.“ Diesen Rat befolgend, atmete er ein und aus, schloss die Augen, ging in sich und nahm Anlauf. Während er rannte, spürte er die kühle, neblige Luft an seinem Gesicht vorbeiströmen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf die andere Seite, wobei er unglücklicherweise mit dem Kopf aufschlug und benommen zu Boden taumelte. Die nächsten Stunden bekam der Mann nicht mehr mit. Als er wieder erwachte, blickte er in die Augen eines Mannes in einem weißen Kittel, der ihn frage: „Wissen Sie, wie sie heißen?“

„Wo bin ich? Wer sind Sie? Scheiße, ich kann mich an nichts erinnern!“ Der Mann im weißen Kittel lachte nur und verließ den halbdunklen Raum. Es ist laut hier, dachte sich unser Hauptcharakter. Hinter ihm hörte er etwas, von dem er vermutete, es müsse sich um eine Dampfmaschine handeln. Was macht denn eine Dampfmaschine hier, dachte er sich und drehte sich in Erwartung eines faszinierenden Anblicks um; was er jedoch sah, lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Die Schockstarre, in der er sich befand, machte es ihm unmöglich, noch rechtzeitig zu reagieren. Er bekam einen Schlag in die Seite und taumelte. Auf dem Boden liegend, versuchte er, seinen Angreifer von sich fern zu halten. Doch seine Mühen blieben erfolglos – die giftigen Zähne versengten sich in seiner Schulter. Er schrie auf, der Schmerz ließ ihn fast wieder das Bewusstsein verlieren. Sein Leben zog bereits an seinem inneren Auge vorbei und in Anbetracht dieses aussichtslosen Todeskampfes gab er sich seinem Schicksal hin. Er dachte an die vielen Stunden mit seiner Frau. Skurrilerweise dachte er plötzlich an Baseball. Baseball war dieses Spiel mit dem großen grünen Ball, den man essen musste, um zu gewinnen. Aber das konnte der Mann nie wieder tun, denn durch seinen übermäßigen Drogenkonsum war er für den Rest seines Lebens ein Pflegefall.

Und die Moral von der Geschichte: Nehmt keine Drogen, da kommt nichts Gutes dabei raus. Das gilt auch für gewisse Schüler. Aber man hat ein paar richtig interessante Halluzinationen.

1 Kommentar on Unterricht mit Bernd

  1. N. Gürtner // 03.05.2015 um 09:17 //

    Ein Lob auf die Langeweile, denn große Ideen und Kreativität brauchen eben ihre Zeit. Diese Zeit ist es, die wir oft nicht haben, oder zumindest meinen, Sie nicht zu haben. Umso beachtlicher ist es, dass dieser Text in der sich anbahnenden Abitur-Vorbereitungsphase erschienen ist. Schön, dass Sie diese Zeit gefunden haben, dabei eine wunderbare Geschichte entstanden ist und diese mit uns geteilt wurde.
    Sehr gut, filmreif, überragend!

Kommentare sind geschlossen.