(K)ein schlechtes Gewissen?!?!

T-Shirt

Foto: M. Kräck

Da hatte ich dieses T-Shirt in der Hand, wie die meisten von meinen Mitschülern auch. Größe M stand auf dem Label, aber es hätte wohl besser meiner kleinen 5-jährigen Nichte passen können anstatt mir. Was war das denn für ein Fitter, der die Schnitte kontrollierte? Ich wurde neugierig und suchte das Firmenlogo. Dann die böse Überraschung – ich fand es, mit einem anderen Hinweis: „Made in Bangladesh.“ Na supper, es würde nicht nur meiner kleinen Nichte passen, höchstwahrscheinlich hat es auch ein Mädchen, vielleicht ein, zwei Jahre älter als sie, zusammengenäht. Ich überschlug im Kopf die Kosten: Textildruck hinten und vorne kostet pro T-Shirt meist 12-15 Euro. Wir zahlen 16 Euro! Selbst ein KiK T-Shirt kostet mehr, und da weiß mittlerweile wirklich jeder, wie dieses Unternehmen produziert.

Ich hielt kurz inne, machte eine Bemerkung in der Klasse, doch niemand reagierte. Nur ein kurzer blöder Kommentar, ob ich wohl lieber ein T-Shirt hätte, das in Deutschland hergestellt worden ist und dafür das Doppelte kostet? In meiner WG dasselbe: ratloses, beklemmendes Schweigen. Nur von einer Schulkameradin kam die Reaktion, die ich eigentlich von allen erwartet hättte: „Das habe ich gar nicht gesehen!“ Ich hatte  auch ein paar Ideen, wie man das hätte verhindern können oder wie man zumindest nachträglich den Fokus auf diese Angelegenheit lenken könnte:

1. Fairtrade- T-Shirts bestellen und versuchen, die Unkosten von der Brauerei sponsern zu lassen. Wir machen schließlich auch Werbung für sie. (ABI T-Shirt-Spruch: „Wir haben immer 4,8% gegeben“) – Leider zu spät!

2. Schleifen für das ABI-T-Shirt anfertigen lassen und durch die Klasse gehen, um diese zu verkaufen/zu informieren und den Erlös an eine Kinderhilfsorganisation spenden. Theoretisch möglich, wäre aber auch arbeitsaufwändig, abgesehen davon, dass wir zu diesem Zeitpunkt lernen sollten und uns auf unsere Prüfung vorbereiten mussten… Ich glaube kaum, dass die SMV sich Gedanken gemacht hat, woher die T-Shirts stammen. Wir haben also am ABI-Freitag stolz unsere T-Shirts angezogen, die von Kindern gefertigt wurden, die nie eine Schule von innen sehen werden. Scha(n)de!

Hoffentlich wird sich jemand nächstes Jahr an diesen Artikel erinnern!

Fakten und Daten rund um Bangladesh:

– Fast 80% der Bevölkerung in Bangladesh sind laut UNICEF Analphabeten.

– Unser Abschluss-T-Shirt ist vom gleichen Hersteller im Handel ab 2,52 € zu erwerben (gefunden auf www.textilwaren24.de).

– 13% der 0-14 -Jährigen in Bangladesh verrichten Kinderarbeit. Das sind über 7 Millionen Minderjährige.

– Prostitution ist in Bangladesh ab 16 Jahren legal.

– Die Schulpflicht endet in Bangladesh mit 10 Jahren. Der Schulbesuch ist jedoch nicht kostenlos und viele Familien   können diesen ihren Kindern nicht ermöglichen.

– Laut der Zeitschrift Stern hat Bangladesh den niedrigsten Industriemindestlohn der Welt.

Quellen:

http://www.unicef.org/infobycountry/bangladesh_bangladesh_statistics.html#94

http://www.refworld.org/cgi-bin/texis/vtx/rwmain?page=country&category=&publisher=USDOL&type=&coi=BGD&rid=&docid=4e8c3972d&skip=0

http://www.refworld.org/cgi-bin/texis/vtx/rwmain?page=country&category=&publisher=CSCOAL&type=&coi=BGD&rid=&docid=486cb0e723&skip=0

Marie Kräck