EUROPA TRÄGT SCHWARZ

Die Anschläge in Paris

Was für ein Schock. Nichtsahnend sieht man sich als treuer Fußballfan das Spiel Frankreich gegen Deutschland an. In der 15. wie auch in der 23. Minute bemerkt kaum jemand im Stadion die verdächtigen Geräusche, die fälschlicher Weise für Böller gehalten wurden, im Hintergrund der Anfeuerungsrufe der Fans. Dass diese Hintergrundgeräusche enorme Auswirkungen auf die Zukunft haben können, ist keinem klar.

Am 14.11.2015, kaum 10 Monate nach den Anschlägen auf die französische Zeitung „Charlie Hebdo“, kommt es in Paris zu weiteren Explosionen. An sieben gut besuchten Plätzen Paris` kommt es an diesem Abend zu Explosionen, Massenerschießungen und andere Arten von Massakern. Die Zahl der Toten liegt, abhängig von den verschiedenen Nachrichtensendern wie CNN oder N-TV, zwischen 120 und 150. Die Zahl der Verletzten bei weitem höher. Europa hält den Atem an. Waren diese Anschläge nicht vorher zu sehen? Konnte man, nach den Ereignissen vor einem halben Jahr, dieses Massenabschlachten nicht verhindern? Wusste Europa denn nicht schon lange, dass die ISIS vor der Tür steht und „anklopft“?

Hier scheiden sich die politischen Geister. Man ist sich aber in einem einig: Loyalität für Frankreich zeigen und Hilfe anbieten. Seit Monaten diskutieren die Führer der Länder darüber, ob man den ISIS angreifen sollte, und damit Assad unterstützen soll, oder einfach dasitzen, zusehen und die Vertriebenen aufnehmen soll. Aber wenn die Regierungen dieser Welt sich eventuell nicht so viel Zeit gelassen hätten, müssten sie jetzt keine Hinterbliebenen trösten und um die Sicherheit im eigenen Land bangen.

Nun schalten sich auch verschiedene außerpolitische Gruppen in den Kampf gegen die ISIS ein, wie zum Beispiel die berüchtigte Gruppe Anonymus. Diese ist bekannt dafür, dass sie ihre Statements über die sozialen Netzwerke verbreitet und auch über das sogenannte „Hacken“ operiert. Anonymus war sogar schon erfolgreicher in den letzten Tagen als die Geheimdienste in den letzten Monaten. Es gelang der Gruppe, einige Accounts der Terroristen zu hacken und ihre Namen sowie auch ihre Standorte und Wohnorte öffentlich zu machen. Normalerweise ist Anonymus dafür bekannt, auf politische Fehltritte und Ungerechtigkeiten hinzuweisen und auch zu Demonstrationen auf den Straßen auszurufen, wobei sie, als ihr Markenzeichen bekannt, eine Vendetta-Maske tragen.

Eine der großen Auswirkungen dieses verheerenden Samstages ist die Radikalisierung der Asylländer. Eine Menge Bürger haben nun Angst, dass mit den Flüchtlingen, die seit Monaten in Massen in unser Land strömen, Terroristen ins Land kommen und wir nun die Gefahr im eigenen Land haben, und nicht mehr tausende von Kilometern von uns entfernt. Jedem Muslim, der auf der Straße unterwegs ist, wird ausgewichen und ihm „ja nicht zu lange in die Augen geschaut“, denn er könnte über diesen Passanten verärgert sein, eine Waffe ziehen und ihn auf offener Straße erschießen. Vielen Flüchtlingen, egal aus welchem Land und in welchem EU-Land, wird es nun sehr schwer, wenn nicht sogar fast unmöglich, sich in die Gesellschaft zu integrieren.

In den sozialen Netzwerken ist nun ein Video aus Paris aufgetaucht, indem ein Muslim mitten auf dem Place de la République mit verbundenen Augen steht, unter ihm ein Pappkarton, auf dem steht: „Ich bin Muslim, aber kein Terrorist. Wer mir das glaubt, nimmt mich in den Arm“. Viele Passanten um ihn sind zuerst zögerlich, doch immer mehr und mehr trauen sich schließlich, diesen Fremden mit einem Tuch auf den Augen zu umarmen und ihm zu danken. Tränen fließen. Nach mehrstündigen Umarmungen reißt sich der Mann das Tuch von den Augen und hebt in einem überschäumenden Freudensturm die Hände in einer Siegerpose in die Höhe.

Doch nun bleibt abzuwarten, wie sich die europäische wie auch die russische und amerikanische Politik entscheiden. Aber eins steht fest: Wie wir in Zukunft mit den Asylbewerbern und Flüchtlingen umgehen, ist allein unsere eigene Entscheidung, die nichts mit Politik zu tun haben sollte, sondern rein menschlich zu treffen ist.

Und man sollte im Hinterkopf behalten, dass diese Menschen bestimmt nicht freiwillig aus ihrem Land geflohen sind, mit nichts als dem, was sie tragen können, und dass wir sie so aufnehmen sollten, wie wir in so einer Situation aufgenommen werden wollen.

About Sandra Hartan
Schülerin der 13. Klasse FOS