„Integration“ Wie geht das?

Die FOSBOS Scheyern zeigt wie!

von Joseph Seidl, Nico Merkl und Maria Häuslmeier

Donnerstagmorgen, 8 Uhr. Wir betreten das Klassenzimmer. Blicke treffen uns. „Guten Morgen!“, rufen wir in die Klasse. Freundliches Grüßen kommt zurück. Jetzt ist die Neugier in den Gesichtern zu sehen. Der Besuch in der Integrationsklasse ist uns sehr am Herzen gelegen und da wir im Deutschunterricht die Möglichkeit einer Recherche bekommen haben, haben wir diese sofort ergriffen. Mit unseren vorbereiteten Fragen stehen wir also nun vor den Schülern. „Hey, wer seid ihr denn?“, fragt ein junger Mann aus der zweiten Reihe. Wir stellen uns vor. Schnell wird klar, dass hier viele verschiedene Kulturen aufeinander treffen: Die Mehrheit der Schüler kommt aus Afghanistan, aber Syrer, Nigerianer und Iraker sind auch vertreten.

Wir erfahren, dass die Klasse sehr dankbar ist, die Möglichkeit zu haben, in die Schule gehen zu können. Nicht jeder bekommt diese Chance, denn die Integrationsklassen reichen nicht für die Anzahl der berufsschulpflichtigen Asylbewerber aus. Eine schwierige Situation, denn gerade die Schule ist extrem wichtig, um die deutsche Sprache zu lernen und Wissen für die eigene berufliche Zukunft in Deutschland zu erwerben. Die deutsche Grammatik stellt die Schüler täglich vor neue Herausforderungen. Allerdings ist Aufgeben keine Option, da jeder von ihnen einen Berufswunsch hat, den er in Deutschland realisieren möchte. Die Wünsche reichen von Friseur über KFZ-Mechaniker bis zum Fachmann für Fensterbau. Durch diese konkreten Ziele steigt die Motivation. Doch diese allein reicht leider nicht aus.

Alle Schüler müssen zudem die Möglichkeit haben, lernen zu können. Das bereitet den meisten jedoch Probleme, da ihre Wohnsituation oft sehr schwierig ist. Fast jeder der Schüler aus der Integrationsklasse erzählt uns, dass er mit vier oder mehr Mitbewohnern auf engstem Raum zusammenlebt. Dabei geraten sie des Öfteren aneinander, weil die Möglichkeit des Rückzugs fehlt. Die Zeit zum Lernen und zum Schlafen, um am nächsten Tag wieder die von ihnen erwartete Leistung zu bringen, rückt daher manchmal in den Hintergrund. Die schlechte Situation in vielen Unterkünften zeigt sich auch an der geringen Anzahl der  Betreuer, die sich um die Angelegenheiten der jungen Männer kümmern. Natürlich ist dies nicht pauschal für alle zutreffend, dennoch ist dies ein Problem. Der Schlafmangel ist den meisten Schülern auch etwas anzusehen. Sie erzählen uns, dass manche mit der Erschöpfung nicht zurechtkommen und somit des Öfteren nicht in die Schule kommen.

Als wir sie nach ihren Freizeitaktivitäten fragen, fangen alle begeistert an zu erzählen. Viele spielen mit Freude Fußball, Tischtennis, Tennis oder Basketball. Manche sogar im Verein. Das ist extrem wichtig, da sie einen Ausgleich brauchen. Jeder hat sich einmal eine Auszeit verdient! Dabei erfolgt die Integration automatisch, denn durch die Mitgliedschaft im Verein wird Zusammenhalt gestärkt und werden Freundschaften geschlossen. Die Möglichkeit, in einem Verein mitzumachen, hat nicht jeder, da es für viele durch fehlende Busverbindungen nicht möglich ist, die Trainingszeiten einzuhalten. Ein Schüler erzählt, dass er trotz seines Talents keine Möglichkeit hat, einem Verein beizutreten, da seine Unterkunft zu weit außerhalb liegt. Man sieht die Enttäuschung in seinen Augen, aber dennoch spielt er in seiner Freizeit mit seinen Freunden aus der Unterkunft.

Gerade Freunde sind ein sehr wichtiger Halt für die Schüler, da der Kontakt zu den Eltern sehr schwierig ist. „Ich würde gerne meine Familie sehen“, sagt ein Schüler. Für uns eine unvorstellbare Situation, die Familie nicht bei sich haben zu können, nichts von ihnen zu hören. Wir können uns nicht vorstellen, welche schlimmen Erlebnisse die teilweise noch Minderjährigen vor ihrem Aufenthalt in Deutschland erlebt haben.

Um der Integrationsklasse zu zeigen, dass sie zur FOSBOS Scheyern dazugehören, haben FOS-Klassen mit ihnen gemeinsam die Weihnachtsfeier ausgerichtet. Damit geht die Schule mit einem guten Beispiel voran. Wir sind jedenfalls der Meinung, dass sich die Klasse trotz einiger Probleme bei der Integration auf dem richtigen Weg befindet.