Ausbildung? Trau dich!

von Johannes Grimm, Kalina Siebert, Elena Rudloff

Was hat dich dazu bewogen, dein Abitur an der FOSBOS Scheyern zu machen oder nachzuholen? Etwa Sprüche wie diese: „Ohne Studium ist deine berufliche Zukunft ungewiss!“, „Eine Ausbildung begrenzt deine Karrierechancen!“, „Du willst es doch mal zu etwas bringen!“  So oder so ähnlich hörst du es aus den Medien oder sogar von deinen Eltern. Schnell drängt sich der Eindruck auf, eine Ausbildung sei nicht viel wert.

Doch wer sagt denn eigentlich, dass ein Studium immer „besser“ sein muss als eine Ausbildung? Eine Garantie für einen Job oder große Karrierechancen ist auch ein Studium noch lange nicht (mehr). Der naive Traum vom großen Managergehalt nach dem Studium entspricht (oft) schon lange nicht mehr der Realität.

Die Anzahl der Auszubildenden ist in Deutschland in den letzten Jahren gesunken. Dabei ist das deutsche duale Ausbildungssystem ein einzigartiger Exportschlager. Vielen ist nicht bewusst,  welches Ansehen Deutschland dafür genießt. Ähnliche Systeme werden nur in Österreich, Luxemburg und Dänemark angewandt. In den meisten Ländern bezieht sich die Ausbildung nur auf den praktischen Teil, wie zum Beispiel in den Vereinigten Staaten, ganz nach dem Motto „learning by doing“. In anderen Ländern hingegen, wie beispielsweise in Polen, findet eine „Ausbildung“ ausschließlich in der Schule statt. Auch eine Ausbildungsvergütung ist nicht immer die Regel.

Die Beschäftigungsquote der jungen Leute in Deutschland ist insgesamt hoch. Die Arbeitslosenquote bewegt sich auf europäischem Tiefstand und liegt bei nur 7,7 %. Verglichen dazu haben beispielsweise Spanien mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 53,2 % und Italien von 42,7 % zu kämpfen.1 Dabei verliert die Ausbildung immer mehr an Wertschätzung und viele Schulabsolventen scheuen aufgrund folgender (angeblicher) Nachteile den direkten Einstieg in das Berufsleben:

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“

Wer denkt, er sitze nach dem Studium gleich auf dem Chefsessel – der liegt falsch! Auch nach einem Studium musst du dich in deinem Unternehmen beweisen und hast gewisse Pflichten zu erfüllen!

„Ein Arbeitstag dauert länger als ein Schultag.“

Ein Schultag entspricht normalerweise sechs Schulstunden, das klingt erstmal verlockend. Allerdings kannst du nach deinem Arbeitstag entspannen und musst dich nicht noch dem Lernen widmen.

„Ein beruflicher Wechsel ist durch eine spezialisierte Ausbildung nicht möglich.“

Innerbetriebliche Weiterbildungen werden oft vom Arbeitgeber finanziert und unterstützt. Zudem bieten die IHK und HWK Weiterbildungsmöglichkeiten an, wie zum Beispiel zum Betriebswirt, der mit einem BWL-Studium gleichgestellt wird. Da diese Angebote meist an einer Abendschule stattfinden, kannst du tagsüber ganz normal weiter im Betrieb arbeiten und beziehst nach wie vor dein Einkommen.

„Besser Master als Meister.“

Ein Studienabschluss macht sich bei Bewerbungen natürlich schön auf dem Papier, trotzdem fehlt oft die praktische Erfahrung. Dies ist bei einem Meistertitel nicht der Fall. Nicht nur dass du als Meister langjährige Erfahrung in deinem Beruf hast – es bedeutet auch, dass du bereits Verantwortung übernommen und Engagement zur Weiterqualifizierung gezeigt hast.

„Unternehmen bevorzugen Akademiker.“

Diesen Punkt darf man nicht verallgemeinern, denn in vielen Unternehmen setzt bereits ein Umdenken ein: Menschen mit langjähriger, beruflicher Erfahrung sind oftmals gefragter als „08/15-Studenten“.

„Man muss sich zu früh für eine Ausbildungsrichtung entscheiden.“

Aufgrund des jungen Alters kann es zwar passieren, dass du dich für eine Ausbildungsrichtung entscheidest, die im Nachhinein nicht deinen Vorstellungen entspricht. Allerdings kann dies auch mit deinem Studiengang passieren.

Unsere ganz persönlichen Punkte PRO Ausbildung:

„Ohne Moos nichts los!“

In einer Ausbildung verdienst du ab dem ersten Arbeitstag Geld und lernst somit zügig den Umgang mit deinen finanziellen Mitteln.

Direkter Einstieg ins Berufsleben

Du wächst an deinen täglichen Aufgaben und fasst im Betrieb meist schnell Fuß.

Private Vorteile

KFZ-Mechatroniker, Schreiner oder Maurer – all diese Berufe verschaffen dir viele Erleichterungen in deinem Alltag. Als KFZ-Mechatroniker kann man schnell auch selbst am eigenen Auto etwas reparieren, falls notwendig.

Eine Ausbildung bleibt für immer

Du hast schwarz auf weiß (Gesellenbrief!) einen Nachweis, dass du eine Ausbildung bestanden hast, auf die du im Nachhinein bei Bewerbungen immer zurückgreifen kannst.

Hohe Chancen auf Übernahme

Wenn du dich in der Ausbildungszeit beweist, hast du sehr gute Chancen, nach dem Abschluss weiter in dem Unternehmen arbeiten zu können. Nur wenige Betriebe lassen ihre erfolgreichen Absolventen ohne fortführenden Arbeitsvertrag freiwillig ziehen.

Weiterentwicklung deiner Persönlichkeit

Durch den täglichen Umgang mit verschiedenen Altersgruppen, Nationalitäten und durch herausfordernde Aufgaben wird sich deine Persönlichkeit weiterentwickeln. Und oft wird gleich zu Beginn klar, Soft Skills wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind in der Arbeitswelt ein absolutes MUSS.

Unser Fazit: Aus unserer Sicht ist eine Ausbildung nur zu empfehlen. Die negativen Erfahrungen, die es zweifellos auch gab, haben uns im Rückblick nur gestärkt und unsere Persönlichkeit geprägt. Teilweise sind wir an unsere Grenzen gestoßen. Aber dadurch können wir jetzt Belastungen besser bewältigen und beispielsweise Kritik nicht nur negativ aufnehmen, sondern konstruktiv damit umgehen.

Warum wir uns dennoch entschieden haben, das Abitur nachzuholen, ist die Berufswahl, bei der in allen Fällen ein Studium verlangt wird.

http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/225124/jugendarbeitslosigkeit-in-europa

[Stand 2014]