Wie wars? – Wackersdorf

Der Film „Wackersdorf“ zeigt recht unspektakulär, aber anschaulich, die Vorgeschichte zur atomaren Wiederaufbereitungsanlage (WAA), die in Wackersdorf (Oberpfalz) gebaut werden sollte, aus zwei verschiedenen Perspektiven auf: einmal aus Sicht der Lokalpolitiker, welche mit aller Macht versuchen, eine Wiederaufbereitungsanlage mitten in der Gemeinde errichten zu lassen; andererseits aus der Perspektive einer Handvoll Aktivisten, welche den Hauptcharakter, den Landrat Hans Schuierer, langsam aber sicher auf ihre Seite ziehen. Das Ganze ist jetzt kein filmischer Meilenstein, bringt aber die Missstände, die Lügen der Befürworter und den Kampf der Aktivisten durchaus glaubwürdig auf den Punkt. Auch die Schwächen des deutschen Rechtsstaates werden deutlich in Szene gesetzt, als die Politiker extra ein Gesetz verfassen, das dem Landrat jegliche Macht über das Bauvorhaben entzieht („Lex Schuierer“). Auch die grausige Spießigkeit dieser Zeit darf nicht fehlen, das zeigt der Umweltminister, als er darauf besteht, dass seine Weißwürste aus München die besten seien. Das Verhalten der Polizei und der bayerischen Staatspolitiker wäre heute undenkbar, aber das war wohl damals gang und gebe. Da ich damals noch nicht gelebt habe, habe ich die Dramatik nicht persönlich mitbekommen, deshalb berührt mich der Film auch nicht ganz so stark wie vielleicht Leute, die dabei waren. Allerdings haben wir den WAA-Gegnern viel zu verdanken, deshalb ist nachvollziehbar, ihnen einen Film zu widmen.

von Christoph Pilsner