Tipps zur Abi-Vorbereitung

Von Bettina Kleemann

Sie hängen über unseren Köpfen wie Damoklesschwerter – die herannahenden Abiturprüfungen. Der Countdown läuft und wir alle lernen auf Hochtouren. Dabei stellt sich bestimmt mancher die Fragen: Bringt mir das, was ich hier tue überhaupt etwas? Lerne ich denn „richtig“? Was bedeutet das überhaupt? Mit diesen Fragen habe ich mich an Frau Heinzinger, unsere Schulpsychologin, gewandt. Sie hat mit einige Tipps verraten.

Sicher hat der eine oder andere schon mal etwas von „Lerntypen“ gehört. Der eine lernt eher durch Lesen, der andere über’s Hören. Wichtig dabei ist, dass man nie „rein“ visuell oder auditiv geprägt ist. Die meisten von uns lernen am besten in einer Mischform mit unterschiedlichen Ausprägungen.

Wissen kann über verschiedene so genannte Lernkanäle in unser Gehirn aufgenommen werden. Von Informationen, die man nur hört beziehungsweise sieht, werden im Langzeitgedächtnis etwa ein Viertel gespeichert. Bei einer Kombination aus beidem behält man die Hälfte des Stoffs, wenn man selbst darüber spricht sind es schon dreiviertel der Informantinnen und beim selber Ausführen sogar neunzig Prozent. Wenn also zum Beispiel ein Lehrer etwas erklärt oder man einen Informationstext liest, wird nur ein Kanal bedient. Bei einem Referat mit PowerPointPräsentation sind es zwei Kanäle, wenn man das Referat selbst vorbereitet und vorträgt hat man schon drei, nämlich sehen, hören und wiedergeben. Am meisten bleibt einem im Gedächtnis, wenn man selbst etwas tut wie zum Beispiel ein Experiment in Chemie. Sich Wissen nur über einen einzigen Weg anzueignen, ist also nicht effektiv, da das Gehirn die Informationen nicht so gut verknüpfen und speichern kann.

Wer hauptsächlich über Geschriebenes lernt, sollte den Stoff mehrmals lesen und sich dann Zusammenfassungen in verschiedenen Formen schreiben wie Mind-Maps, Karteikarten oder Stichwortzettel. Wer sich Gehörtes besser merken kann, sollte sich den Stoff laut vorlesen oder Zusammenfassungen mit dem Handy aufnehmen – sozusagen ein selbstgemachter Podcast. Durch mehrkanaliges Lernen, also unterschiedliche Dinge mit dem Lernstoff tun, kann man die Effektivität noch steigern. Zusätzlich sollte man beim Lernen auf Abwechslung achten, also zwischen schriftlichen und mündlichen Aufgaben sowie zwischen den verschiedenen Fächern abwechseln. So muss sich das Gehirn immer auf etwas Neues einstellen und man geht immer „frisch“ an den nächsten Abschnitt heran.

Um bei großen Mengen an Stoff, die man zum Beispiel für die nahenden Prüfungen lernen muss, den Überblick zu behalten, eignet sich ein Lernplan. Das Wichtigste dabei ist, sich realistische Ziele zu stecken. Sich vorzunehmen an einem Tag die gesamten englischen Grammatikregeln zu wiederholen, ist unsinnig, weil man das sowieso nicht schaffen kann. Das negative Gefühl, sein Ziel nicht erreicht zu haben, zieht einen runter und demotiviert für die nächsten Male. Besser ist es, sich kleinere Einheiten pro Tag wie zum Beispiel die verschiedenen Zeitformen vorzunehmen. Wenn man nicht genau einschätzen kann, wie lange man für bestimmte Aufgaben braucht, sollte man schätzen, wieviel Zeit man dafür benötigen wird und diese Einschätzung dann mit einer Stoppuhr überprüfen. Dann kann man besser planen und sich erreichbare Ziele stecken. Ganz bewusst sollte man auch Wiederholungsphasen einbauen, da sie sehr wichtig für die Festigung des Stoffs im Langzeitgedächtnis sind. Auf keinen Fall sollte man vergessen Lernpausen zu machen (ein Eis essen oder schwimmen gehen).

Jetzt, da die Termine der Prüfungen immer näher rücken, werden die Wenigsten aus ganzem Herzen sagen können: „Ja, ja. Passt schon!“ Und das ist auch gut so! Nervös zu sein ist verständlich und natürlich. Das freigesetzte Adrenalin treibt uns zu Höchstleistungen an. Doch was tun, wenn man nicht nur gesunden Respekt vor der Prüfung hat, sondern tatsächlich Angst, nachts nicht schlafen kann oder sich wie gelähmt fühlt? Gegen Prüfungsangst hilft vor allem eine gute Vorbereitung. Es klingt banal und ist doch so einfach: wenn man sich gut vorbereitet hat, braucht man auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Sich das immer wieder selbst vorzusagen, gibt einem Kraft. Diese Technik nennt man Selbstverbalisation. Wenn man das Gefühl hat, gar nichts zu wissen, nimmt man ein Blatt Papier und schreibt auf, was man denn alles weiß. Nach den ersten paar Zeilen kommt der Rest dann wie von selbst. An den vollgeschriebenen Seiten kann man dann sehen, dass das „nichts“ ganz schön viel ist und man eigentlich keine Angst zu haben braucht. Bei alledem sollte man sich selbst gegenüber allerdings immer ehrlich bleiben. Sich selbst zu belügen bringt rein gar nichts und lässt einen dann nur härter in der Realität aufschlagen. Wer wirklich sehr nervös ist und das Gefühl hat, aktiv etwas dagegen tun zu müssen, kann Entspannungstechniken ausprobieren wie z.B. bestimmte Atemtechniken oder progressive Muskelrelaxation.

Am Tag direkt vor der Prüfung sollte man sich auf jeden Fall nur noch auf das Fach konzentrieren, dass man am nächsten Tag schreibt, und auch nur noch das aller Wichtigste wiederholen zum Beispiel mit den Zusammenfassungen und Stichwortzetteln der Lernphase. Auch sollte man sich an diesem Tag etwas Ruhe und Entspannung gönnen und sich nicht verrückt machen. Das Wichtigste ist, dass man ausreichend viel Schlaf bekommt und nicht bis spät in die Nacht hinein lernt. Unmittelbar vor der Prüfung sollte man sich nur auf sich selbst konzentrieren und sich nicht von der Aufregung der anderen anstecken lassen.

Wenn man dies alles beherzigt, dann ist man auf jeden Fall gut vorbereitet und kann der Prüfung mit gutem Gewissen entgegensehen.