Von einer unsichtbaren, immer wichtiger werdenden Grenze

von Alexandra Lang (Arbeitsgruppe Schule gegen Rassismus)

Sowohl in den Medien, als auch im Gespräch mit Freunden, Bekannten oder in der Schule kommt immer häufiger die Frage auf, wo denn die Meinungsfreiheit in Deutschland aufhöre und wo Diskriminierung anfange. Die Antwort darauf ist simpel: Es gibt diese klare, eindeutige Grenze nicht. Und doch geben uns der gesunde Menschenverstand, die Toleranz anderen gegenüber und die herrschende Moral Anhaltspunkte, was angemessen ist und was nicht.

Zu Beginn ein paar Fakten und Begriffsdefinitionen:

In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit, das heißt, dass jeder Bürger das Recht hat, „seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“ (Grundgesetz Artikel 5, Absatz 1). Diese Freiheit hört normalerweise dort auf, wo die Rechte eines anderen Menschen verletzt werden oder zu Straftaten aufgerufen wird. Meist entscheidet dann das Gericht darüber, was unter diesen Grundsatz fällt oder nicht. Weiter heißt es: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“ (Grundgesetz Artikel 5, Absatz 3), das bedeutet, dass Künstler, Wissenschaftler, Forscher, Lehrer und Professoren besonders frei in ihrem Ausdruck beziehungsweise ihrer Lehre sind.

Unter Diskriminierung fallen alle Handlungen und Verhaltensweisen, die bestimmte Gruppen, die beispielsweise einer Religion angehören oder in einem bestimmten Kriterium (zum Beispiel in Hautfarbe, körperliche/ geistige Behinderungen) übereinstimmen, ausschließen. Diese werden als von der Norm der Gesellschaft abweichend angesehen, ihnen werden Eigenschaften zugeschrieben, die teilweise ein friedliches Zusammenleben oder den einzelnen Bürger gefährden könnten.

Meinungs- und politische Redefreiheit sind wichtig für den Erhalt der Demokratie in Deutschland. Auch für die persönliche Entwicklung eines jeden Menschen sowie für die Meinungsbildung sind diese essenziell: Ohne Input, kein Output, keine Reflexion, keine Entwicklung eigener Standpunkte und letztendlich keine Weiterentwicklung der Gesellschaft.

Vor allem junge Leute, die in der Schule und in den Medien auf die Frage nach der Grenze zwischen „okay“ und „nicht okay“ stoßen, haben häufig Angst, nichts mehr sagen zu dürfen oder dass das Gesagte verletzend gegenüber eines anderen war. Ja, es ist wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, denn eigentlich geht es hauptsächlich darum: Wo fühlen sich Menschen anderer Kulturen und Religionen in ihrer Freiheit angegriffen und was verletzt sie?

Die Aufgabe der Schaffung dieser „Grenze“ liegt also auf der Seite des Betroffenen sowie dessen Gesprächspartner und ist individuell, von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Konstruktive, reflektierte, kritische Äußerungen in der Schule und im Alltag, sei es durch Wort, Schrift oder Bild, die eine öffentliche Diskussion zulassen, sind wichtig für die Debattenkultur in Deutschland und Meinungsbildung einer jeden Person. Dabei sind jedoch in jedem Fall die persönlichen Grenzen des Gegenübers zu wahren, denn was politisch korrekt ausgedrückt ist, kann für den Einzelnen trotzdem verletzend sein. Trotzdem liegt die Verantwortung auf beiden Seiten: Wenn du dich also verletzt fühlst oder das Gesagte als angreifend empfindest, solltest du zumindest versuchen, dies konstruktiv anzusprechen und zu äußern.

Hände, Schütteln, Händedruck, Handschlag

Eine Anleitung für bessere Kommunikation in der Schule und im Alltag 

1. Selbstreflexion: Habe ich Vorurteile gegenüber Personen, die einer anderen Religion oder Kultur angehören? Wie beeinflussen diese mein Gespräch mit anderen?

2. Austausch und Reflexion mit betroffenen Personen: Welche Begriffe sind okay und welche verletzend? Habe ich das gesagt, was ich sagen wollte, oder sind die Informationen falsch angekommen?

3. Auf Formulierungen achten: Sätze wie „Oh wow, du kannst überraschend gut Deutsch sprechen!“ oder „Woher kommst du? Du siehst nicht aus, als würdest du von hier kommen“ sind mit Vorurteilen behaftet und können verletzend sein.

4.Begriffsdefinitionen nachschlagen.

5. Auf Mimik/ Gestik des anderen achten: Meistens ist schon abzulesen, ob etwas angreifend oder verletzend war, wenn dies der Fall ist: Sprich es an!

6. Konstruktive, reflektierte Äußerung der eigenen Meinung oder Ansichten.