Wüsten-Winterspiele

Ein Kommentar von Ludwig Mahl und Johannes Schauer

Skifahren bei 32°C und praller Sonne in einer flachen Wüstenlandschaft? Wie es die Ironie so will, treffen diese beiden Gegensätze voraussichtlich 2029 im Zuge der asiatischen Winterspiele in Saudi-Arabien aufeinander. Als hätte Katar mit klimatisierten Fußballstadien nicht gereicht, wird dieses Paradox mit Kunstschnee in der Wüste getoppt. Denn am 5. Oktober 2022 wurden die Asien-Winterspiele vom Olympia-Komitee an Saudi-Arabien vergeben. Warum nun die Spiele ausgerechnet in einem Wüstenland stattfinden? Nun das liegt daran, dass seit 2017, als die Winterspiele das letzte Mal stattgefunden haben, Saudi-Arabien der einzige Bewerber war.

Im Zuge dieser Entscheidung sieht das Wüstenkönigreich die Chance, mit Hilfe von futuristischen Attraktionen schaulustige Touristen in ihr Land zu holen und somit die Wirtschaft anzukurbeln. Austragungsort der Winterspiele wird das Berggebiet „Trojena” sein, das sich in einer Höhe von 1500 bis 2600 Meter befindet. Es ist Teil der geplanten Stadt „Neom”, die ein Konkurrent zu Dubai werden soll.

Diese Vorhaben mögen zunächst mit der Intention, einen unvergesslichen Urlaub zu erleben, reizend wirken. Jedoch wird bei solchen tollkühnen Projekten schnell die Realität vergessen und die verheerenden Folgen der Umsetzung außer Acht gelassen. Denn neben den menschenrechtsverachtenden Arbeitsbedingungen, die ähnlich wie in Katar sind, wird zusätzlich die Umwelt enorm belastet. Die Skepsis rührt nicht von jeher, denn schon die WM in Katar stellt sich als die WM mit dem größten CO2-Ausstoß aller Zeiten heraus. Das Versprechen Saudi Arabiens, Kunstschnee ausschließlich mit 100% erneuerbaren Energien zu erzeugen, scheint daher mehr als unglaubwürdig. Zusätzlich bräuchte es für den Kunstschnee Unmengen an Süßwasser, bei dem bisher völlig unklar ist, wie es umweltgerecht gewonnen wird. Die Entsalzung von Meerwasser wäre sehr energieaufwendig, kann dementsprechend nicht zur Debatte stehen.Warum also sollte man angesichts dieser Erkenntnis den Saudis abnehmen, dass diese die WM mit Fokus auf den Klimaschutz austragen werden?

Die Saudischen Scheichs jedenfalls erkennen langsam, dass sie ihr Geld in irgendeiner Form anlegen müssen, da die fossilen Ressourcen immer knapper werden und sie von ihnen finanziell abhängig sind. Am Ende zählt nur der Gewinn und die finanzielle Absicherung, wobei auf die Umwelt keine Rücksicht genommen wird. Von Verantwortungsbewusstsein und Respekt gegenüber jüngeren Generationen fehlt jede Spur.

Greenpeace äußerte sich ebenfalls kritisch diesbezüglich und warnte davor, dass mit der Winter-WM das komplexe, einzigartige Ökosystem Trojenas verändert werden würde, was nicht nur für die vor Ort lebenden Tiere und Pflanzen fatale Folgen hätte, sondern auch für die angrenzende Ökologie.

Die Klimakrise und die Missachtung von Menschenrechten gehören zu den brennendsten Themen des 21. Jahrhunderts. Die Bemühungen von Aktivisten jeglicher Art wirken allerdings wie ein Tropfen auf den heißen Stein, solange „Superreiche“ auf Kosten andere größenwahnsinnig ihren Luxus ausleben. Deshalb ist es so wichtig, sich nicht auf den Protesten von Aktionären auszuruhen, sondern selbst vorbildlich zu leben – ganz nach dem Motto „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ 

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