Quo vadis, Bolzplatz?

Bolzen1Früher war es so einfach: Schultasche in die Ecke, Ball geschnappt und aufs Fahrrad zum Bolzplatz, wo meistens die Freunde schon gewartet haben. Mittlerweile hat sich das alles geändert. Es gibt immer weniger Alternativen in Pfaffenhofen, wo man sich als einfache Freizeitkicker zu einem gemütlichen „Gebolze“ nach der Arbeit treffen kann.

Der Platz an der Mühle, welcher sich in der Nähe des Lidls befand, wurde vom Verpächter wieder zur Wiese umfunktioniert. Auch der Platz in Mitterscheyern, auf dem gelegentlich sogar die Fußballer des STV Scheyern trainieren, sollte aufgrund von Beschwerden der Anwohner wegen der zu hohen Lärmbelastung und der falsch justierten Flutlichtmasten geschlossen werden. Nur in letzter Sekunde und nach einigen Verhandlungen konnte dies nun doch noch verhindert werden. Die Plätze im Stadion, am Waldspielplatz und in Niederscheyern sind als Trainingsplätze für die Vereinsmannschaften des MTV und FSV Pfaffenhofen sowie für die Junioren der JFG Pfaffenhofen zum Trainingsbetrieb verständlicherweise vergeben.

Was bleibt sind Ausweichmöglichkeiten in Förnbach, an der Ziegelstraße und in Sulzbach. Diese wären ja sogar noch akzeptabel: Die Tornetze an der Ziegelstraße sind neu und sogar die Netze in Sulzbach erweisen sich noch als funktionstüchtig. Die Beschaffenheit des Rasens ist wie man es erwartet, mit Löchern, die zu multiplen Bänderrissen einladen und manchen Torschuss ins Nirwana verspringen lassen. Findige Unbekannte haben in Sulzbach sogar zwei kleinere Tore aus Eisenstangen zusammengelötet, sodass sogar kleinere Spielchen möglich sind.

Doch eine Sache nervt uns, die Leute die sich jeden Dienstag zum Fußball verabreden und mich, unendlich: Die angegebene Spielzeit. An Werktagen. Bis 20 Uhr. Für eine Gruppe, deren Mitglieder fast ausschließlich aus der arbeitenden Bevölkerungsschicht kommen (zugegeben, ein paar faule Schüler sind auch dabei), stellt dies ein wirklich großes Problem da. Zwar versuchen wir uns möglichst früh zu treffen, doch die Arbeit lässt eine Uhrzeit vor 18 Uhr nicht zu. Bis man dann auf ausreichende Spieleranzahl kommt um auf „Großfeld“ zu spielen, ist es meist schon 18.30 oder gar 19 Uhr. Ein einfaches Spielchen „bis 10 Tore“ gerät so zum spannenden Action-Thriller mit Countdown, denn um Punkt 20 Uhr steht der nette Mann vom Ordnungsamt parat um als Schiedsrichter, hinweisend auf die Spielzeiten, das Spiel frühzeitig abzupfeifen. Ohne Nachspielzeit, ohne Gnade! Ein Jürgen Klopp würde vor Wut explodieren, doch uns bleibt nur der Abzug aus unserem geliebten „Stadion“.

Natürlich kann man die Anwohner in gewisser Weise verstehen, die auch irgendwann mal ihre Ruhe haben wollen. Aber etwas Fingerspitzengefühl wäre hier doch sicher angebracht. Mal ein paar Minuten beide Augen zudrücken, mal nicht mit dem Countdown auf dem Handy im Auto warten, damit man auch ja keine Sekunde überzieht.

Stattdessen wird debattiert, ob man diese Bolzplätze nicht auch noch schließt. Doch wo sollen sich dann die neuen Müllers, Götzes und Schweinsteigers treffen? Hat denn nicht so jede große Karriere begonnen, auf einem Bolzplatz oder einem Hinterhof? Sind wir als Land des Weltmeisters nicht in der Pflicht, solche Möglichkeiten für junge Leute (und jung gebliebene!) zu bewahren oder sind uns die paar Minuten Ruhe wirklich mehr wert?