„Ich gehöre schon fast zum Inventar hier.“

plukasPater Lukas über den Alltag eines Mönches im Kloster Scheyern.

Danke dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen, Pater Lukas. Apropos Zeit, wann beginnen Sie Ihren Tag?

Der Tag beginnt für uns relativ früh und zwar um fünf Uhr, weil wir uns um halb sechs das erste Mal zum gemeinsamen Chorgebet treffen.

Gibt es Besonderheiten beim Frühstück nach dem ersten Gebet?

Zwischen Morgengebet und Frühstück ist Zeit für Meditation oder für das Studium. Beim Frühstück selbst herrscht Schweigen, also es wird nicht groß geratscht.

Wie gehen dann die Gebete und Gottesdienste über den Tag verteilt weiter?

Wir treffen uns neben dem schon genannten Morgengebet wieder Mittags um 12, um sechs Uhr Abends und dann noch mal um 20 vor acht.

Sie alle haben Berufe und Aufgaben, durch die das Kloster finanziert wird.

Der hl. Benedikt schreibt: „sie sind nur dann echte Mönche, wenn sie von ihrer Hände Arbeit leben.“ Das heißt, jeder bringt sich in den Bereichen ein, die er gelernt hat oder die er kann. Das sind zum einen die Studierten, meist die Patres, im Bereich der Seelsorge, der Schule und des wissenschaftlichen Tuns. Zum anderen sind das unsere Brüder, die Fratres, im Bereich der Hausverwaltung oder der Landwirtschaft.

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Pater und Frater?

Der Unterschied liegt eigentlich in der Priesterweihe. Die Patres sind Priester, die Fratres nicht. Früher hat man zwischen Akademikern und Nichtakademikern unterschieden, aber die Grenzen sind fließend.

Welche Aufgaben haben speziell Sie übernommen?

Ich bin im Kloster verantwortlich für die Wirtschaftsbetriebe, die Geschäftsführung. Daneben bin ich ein paar Stunden in der Schule tätig und Pfarrer in einer kleinen Pfarrei.

Was haben Sie aktuell mit der Baustelle des Neubaus zu tun?

Relativ viel. Die Schule selbst ist nur der Nutzer. Der Bau und der Unterhalt des Gebäudes liegen komplett beim Kloster. Der Staat sorgt für die Bezahlung der Lehrkräfte, das Landratsamt kümmert sich um den täglichen Bedarf der Schule, wie etwa die EDV-Ausstattung.

Sie Mönche leben ja nach dem Prinzip von „Ora et labora et lege“ („Bete und arbeite und lies“ – Anm. d. Red.). In welchem Zeitverhältnis stehen die anderen Aktivitäten mit Ihren Berufen?

An und für sich stehen das Gebet, die Lesung, die Meditation und das Studium im Vordergrund; vom zeitlichen Rahmen sind es natürlich alle anderen Aktivitäten, das muss ich letztlich zugeben. Aber ich glaube, man muss sich einfach individuelle und gemeinsame Zeit für Meditation und Gottesdienste nehmen, sonst würde man auch alle anderen Aufgaben auf Dauer nicht machen können.

Pater Lukas – wie und warum wurde dieser Name für Sie ausgewählt?

Das ist ein uralter Brauch. Durch den Eintritt ins Kloster beginnt Stück weit ein neues Leben. Mit diesem Neubeginn erhält man auch einen neuen Namen. Inzwischen kann man dem Herrn Abt ein paar Vorschläge machen, an die er sich vielleicht hält, aber im Großen und Ganzen entscheidet er bei der Namensvergabe.

Apropos Abt – wie läuft die Wahl ab und wie lange ist die Amtszeit?

Der Abt wird aus der Gemeinschaft gewählt. Seine Amtszeit ist auf Lebenszeit, wobei die „Lebenszeit“ bei uns bis zum Alter von 70 Jahren geht. Spätestens dann bietet er seinen Rücktritt an.

Zurück zu Ihnen; wie verbringen Sie Ihre Freiheit?

Ich bin ein Mensch der sehr gerne in der Natur unterwegs ist. Mein eigentliches Hobby sind die Berge, bergsteigen und so weiter. Des Weiteren investiere ich mit Freude Zeit in Geschichte und Kultur.

Sie können dann auch mal ganz normal Urlaub nehmen und in die Berge fahren?

Ja, alle Mitglieder unserer Gemeinschaft haben normalerweise drei Wochen Urlaub, die dann relativ frei gestaltet werden können.

Gibt es Einschränkungen beim Besitz von privaten Gegenständen?

Bis auf Kleinkram hat der Mönch eigentlich kein Privateigentum. Wenn wir etwas im weltlichen Sinne verdienen, dann fließt das in die Gemeinschaftskasse, in die auch die Einnahmen der Klosterbetriebe einfließen. Von diesem Geld bestreiten wir unsere Aufgaben. Der geringste Teil ist wohl der Lebensunterhalt für die Mitbrüder, die große Herausforderung ist letztlich der Unterhalt der Gebäude und jetzt auch der Neubau der Schule. Das kann man sich vielleicht gar nicht so leicht vorstellen, was das für die Gemeinschaft bedeutet und was man da eigentlich auch in junge Menschen investiert. Das würden wahrscheinlich nur wenige tun, aber uns ist das wichtig.

Warum sind Sie Mönch geworden?

Ich bin seit 1993 Mönch, ich gehöre schon fast zum Inventar hier (lacht). Mich hat der Beruf des Seelsorgers schon immer fasziniert, weil man mit Menschen zu tun hat. Und ich glaube ich bin kein Einzelkämpfer, deshalb die Kombination aus Arbeit mit Menschen und Leben in der Gemeinschaft. Natürlich kommt auch noch die religiöse Komponente mit dazu.

Wie viele Mönche leben aktuell im Kloster Scheyern?

Unsere Gemeinschaft besteht aus 13 Mitbrüdern.

Welche Rolle hat Scheyern in der Entstehungsgeschichte der Berufsoberschulen gespielt?

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre wollte der Staat ein Gymnasium in der der Region haben, welches mit dem klostereigenen Gymnasium verschmolzen werden sollte. Die Mitbrüder waren generell für ein Gymnasium, aber nicht in dieser großen Form, weil dazu einfach der Platz nicht gereicht hat. In der Gemeinschaft kam dann die Idee, jungen Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung das Abitur zu ermöglichen. In der Region gab es damals großen Widerstand, aber das Kultusministerium hat diese Idee befürwortet. Dieses Konzept hat sich dann im Laufe der Zeit zur heutigen BOS etabliert.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke in das Leben und den Alltag eines Mönches im Kloster Scheyern.