Das Derby der Schande

Derby

Foto: M. Bong

Am diesjährigen Valentinstag machten sich zwei Fußballverrückte aus Bayern auf den beschwerlichen Weg nach Gladbach – was sie dabei erlebten..

Das 82. rheinische Derby fand im Borussia Park statt und die Rollenverteilung schien klar verteilt. Die Borussia weilte auf Schlagdistanz zu den Champions-League Plätzen und der Effzeh kämpfte gegen den Abstieg. Köln galt zwar als beste Auswärtsmannschaft hinter den Bayern, doch in den letzten acht Begegnungen der beiden Teams gelang Köln kein einziger Sieg und ein Torverhältnis von 4:20 zeigte das klare Machtverhältnis der beiden Rivalen.

Dabei galt die Borussia aus Gladbach bis in die 70er Jahre für viele Kölner nur als niedlicher Provinzklub. Bis Hennes Weisweiler, kölsche Legende und zuvor von 1948 bis 1952 und von 1955 bis 1958 selbst Trainer der Geißböcke, die Gladbacher aus der Regionalliga in die neu gegründete Bundesliga und schließlich 1974 mit dem Gewinn des Uefa Cups an die europäische Spitze führte. Durch Weisweilers persönliche Fehde mit Köln Boss Kremer entstand überhaupt erst die heutige brisante Feindschaft.

Vor diesem brisanten Spiel wurden schon etliche Maßnahmen getroffen um die Sicherheit während dessen zu gewährleisten. So waren bis zu 1400 Polizisten im Einsatz und trotz der herrschenden fünften Jahreszeit, dem Karneval, war es den Zuschauern verboten mit Gesichtsverschleiernder Verkleidung das Stadion zu besuchen. Durch die Choreografie der Gladbacher Anhänger, auf welcher einen Gladbach Fan einen kölschen Geißbock den Hintern versohlte, wurde die Stimmung allerdings zusätzlich angeheizt. Die mitgereisten Kölner „Fans“ ließen dies nicht auf sich sitzen und zündeten umgehend Pyrotechnik, woraufhin das Spiel erst mit fünfminütiger Verspätung angepfiffen werden konnte.

Das Spiel selbst verlief dagegen überaus langweilig. Köln spielte extrem defensiv, fast schon destruktiv. Eigene Angriffsbemühungen fanden, bis auf Ausnahme eines Distanzschusses von Risse in der 40. Minute, nicht statt und man beschränkte sich nur auf die Zerstörung des Gladbacher Spiels. Diese wiederum wirkten reichlich überfordert und erarbeiteten sich nur mühselig Chancen, da sie, trotz der nicht vorhandenen Angriffsbestrebungen der Kölner, auf defensive Stabilität bedacht waren. Die daraus resultierenden Rückpässe wurden von der überzogenen Erwartungshaltung der Heimfans gnadenlos ausgebuht. Die meisten schienen schon vergessen zu haben, dass Gladbach selbst 2010/2011 nur durch die Relegationsspiele gegen Bochum die Klasse halten konnte. Die größte Chance für Gladbach hatte Rechtsverteidiger Julian Korb, welcher mit einer abgefälschten Bogenlampe in der 30. Minute FC-Keeper Timo Horn zu einer starken Parade zwang. Zur Pause blieb es so beim gerechten 0:0

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste anfing: Mit Pyrotechnik der Kölner Möchtegern-Fans. Nach einminütiger Unterbrechung der Partie ging es dann aber personell unverändert weiter. Und auch das Spielgeschehen änderte sich nur marginal. Gladbach rannte an, erarbeitete sich aber immer größere Chancen. So war es wiederum Horn zu verdanken, dass er den Schuss von Nationalstürmer Max Kruse, welcher nach feinem Pass von Granit Xhaka in der 58. Minute völlig frei vor dem Schlussmann auftauchte, mit einem blitzartigen Reflex abwehren konnte. Kurz darauf versuchte sich der Schweizer Nationalspieler Xhaka selbst an einem Distanzschuss aus 18 Metern, doch wieder war es der starke Timo Horn der für Köln retten konnte. Köln wirkte sichtlich eingeschüchtert aufgrund dieser Doppelchance und zog seine beiden dicht gestaffelten Viererketten zusätzlich zurück, wodurch das Spiel wieder mehr verflachte und zeitweise an Spiele aus der C-Klasse erinnerte, da die Kölner Defensivspieler den Ball nur „lang und weit nach vorne bolzten“. Erst in der Nachspielzeit konnte Gladbach schließlich nach einem vermutlich unberechtigten Freistoß durch einen Kopfball des völlig freistehenden Xhaka den verdienten 1:0 Endstand erzielen.

Mit dem Schlusspfiff allerdings fing das Unglaubliche erst richtig an. Ca. 25 Kölner „Fans“ stürmten, von den Ordnern völlig unbedrängt, den Platz. Beide Mannschaften flüchteten daraufhin in die Kabinen. Die Kölner Chaoten waren von dem mangelnden Aktionismus der Ordner und Sicherheitskräfte sichtbar irritiert und wandelten, wie vorher die Kölner Mannschaft, orientierungslos auf dem Spielfeld umher. Ratlos gingen die meisten der Platzstürmer anschließend wieder in ihren Block, während einige andere, die einen alternativen Fluchtweg suchten, von ebenfalls über die Absperrungen gekletterten Gladbachern ordentlich Prügel bezogen. Die Sicherheitskräfte waren, trotz ausreichender Anzahl, mit der Situation komplett überfordert. Bewegte Bilder des Szenarios machten bereits auf youtube die Runde: https://www.youtube.com/watch?v=vGov15gHmAM

Die Vorstandschaft des 1.FC Köln verurteilte die Aktion direkt nach Spielschluss zutiefst und zog daraus erste Konsequenzen: Der Gruppierung „Boyz“ wurde der Fanclubstatus aberkannt. Trotzdem winken dem 1.FC Köln Sanktionen durch den DFB, da er Klub schon des öfteren durch Verfehlungen seiner Fans auf sich aufmerksam machte und bereits seit März 2014 für 9 Monate auf Bewährung spielte. Ein möglicher Teilausschluss oder gar ein kompletter Zuschauerausschluss gelten als mögliche Konsequenzen.