Industrie 4.0 – Teil Ⅱ

Die folgende Kurzgeschichte ist ein kleiner Einblick in die Ergebnisse des Industrie 4.0 Projektes “Roboter in der Medizin”, an dem die 12. Jahrgangsstufe der FOS vor Weihnachten gearbeitet hat.

Robotermord

„Hast du Jim Lechner die Tabletten gegeben, Stefanie?“
Der Roboter an der anderen Seite des Tisches nickte bestätigend: „Ja.“
Markus war überrascht. Dabei sollte der Kommissar so etwas gar nicht verspüren. Eine Maschine war nur eine Maschine und ein Roboter nur ein Roboter. Sie hatten keinerlei Intention zu lügen.
„Warum?“, lautete seine nächste Frage, während er sich wunderte, was aus der Welt geworden war, wenn jetzt schon Pflegeroboter anfingen zu morden. Andererseits versuchte er auch nicht, einen Mörder zu überführen, sondern einem wahrscheinlich unfreiwilligen Komplizen Informationen zu entlocken.
„Weil es meine Aufgabe ist“, kam es gewohnt mechanisch als Antwort.
„Jim eine Überdosis zu geben?“, hakte der Polizist nach.
„Nein. Die Medikamentendosis war exakt berechnet. Ein Fehler ist ausgeschlossen.“
Markus‘  geballte Faust schlug auf den Metalltisch: „Ein Fehler ist aber passiert.“
„Nicht möglich. Seine Symptome haben eine Erhöhung der Tagesdosis gefordert. Wie programmiert, habe ich ihm diese empfohlen.“
„Und er hat es widerstandslos akzeptiert?“, wurde der Gesetzeshüter hellhörig. Dies ist der Punkt, der bei einem echten Pfleger zwischen Verhaftung und Freiheit entscheiden kann. Bei diesem mechanischen Gerät kam wohl nur eine Reparatur oder gar die Verschrottung in Frage, wobei die Herstellerfirma einwandfrei belegt hatte, dass es zu keinem Fehler bei der Produktion gekommen war. Momentan versuchte man alle Eingangssignale, welche die metallische Pflegekraft in den letzten Monaten empfangen hatte, zurückzuverfolgen.
„Ja. Das Verfahren ist bekannt. Es kam noch nie zu einer Verweigerung oder Rückfrage.“
Auch wenn es dem Kommissar komisch vorkam, so fühlte er doch eine gewisse Sympathie für die Blechbüchse. Es war schön, zur Abwechslung einmal nicht angelogen zu werden. Weniger schön war das Gefühl, dass all das hier doch reine Zeitverschwendung war. Er selber würde den Täter nicht finden, indem er den Roboter befragte. Und dennoch fragte Markus nach: „Wurdest du gehackt?“
„Ich finde keine Antwort hierfür in meinen Speicher.“
Seufzend stand der Ermittler auf. Diese Aussage war mehr, als er momentan zu ertragen bereit war. Dies war eine Farce.
„Das Verhör ist beendet. Warte hier auf weitere Anweisungen, Stephanie.“
Die Tür, welche er gerade öffnen wollte, schwang jedoch ohne sein Zutun auf und ließ einen aufgeregten Kommissar-Anwärter eintreten.
„Herr Kommissar! Es wurde keine Spur eines Hackerangriffes gefunden!“
Mit gerunzelter Stirn entriss Markus seinem Untergebenen die Ergebnisse der informationstechnischen Untersuchungen aus den Händen.
Ein kurzes Überfliegen warf mehr Fragen auf, als es klärte.
War der Hacker zu gut oder gab es wirklich keinen Angriff von außen? Wenn dem aber so war, hatte Jim Lechner dann versehentlich oder gar vorsätzlich Symptome vorgetäuscht, welche zu einer Fehldiagnose geführt haben? War es dann vielleicht Selbstmord?

Von Verena Breitner, Manuel Urban und Lea Ehrhardt