Der Begriff „Leseland DDR“ wurde zu Beginn der 1980er Jahre von Erich Honecker, dem Vorsitzenden des Staatsrats der DDR, geprägt. Der im Sinne Honeckers positiv besetzte Begriff diente als Umschreibung für das kulturell interessierte Lesepublikum in der DDR, das überdurchschnittlich viel schmökerte. Doch wie bei vielen Begriffen sollte man auch bei diesem hinter die Kulissen schauen, denn die Bürgerinnen und Bürger der DDR durften insbesondere in Sachen Literatur nicht aus dem Vollen schöpfen. Viele Werke, insbesondere die, die als regimekritisch galten, waren verboten und wurden den Leserinnen und Lesern verwehrt. Als „Gift des Klassenfeindes“ wurden sie deklariert und somit aussortiert. Zum Lesen gab es letztendlich nur ausgewählte Lektüre. Allein diese Tatsache spiegelt die Unfreiheit und das Eingesperrtsein der Menschen in dem von der SED regierten Land wider.
Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nimmt sich in ihrer Plakat-Ausstellung „Leseland DDR“ dieser Zweideutigkeit an. In verschiedenen Kapiteln soll darauf hingewiesen werden, dass ein Land, das bestimmte Literatur verbietet, kein freies Land sein kann. Die Bundesstiftung kommt damit abermals und vor allem auf sehr originelle Weise ihrem Auftrag nach, ein Stück der Geschichte des SED-Staates aufzuklären.
Für Dimka Pausch, StDin, die diese Ausstellung an die BO Scheyern holte, war von Beginn an klar, dass dieser Ansatz zur Aufarbeitung auch unseren Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden sollte. Gemeinsam mit Philipp Laaks, StR und Anna Schmitt, StRin, die im Schuljahr 2022/23 ein gleichnamiges Seminar für die 13. Klassen anbieten, baute sie die Ausstellung auf. Alle drei Kollegen der Fachschaft Geschichte/Politik und Gesellschaft sind begeistert von der Ausstellung: Mit ihrer Verschmelzung von geschichtlichen und literarischen Themen bieten die Plakate viele Anknüpfungspunkte, um diese in den Unterricht einzubauen.
Die Plakat-Ausstellung befindet sich im 2. Stock im G-Bau und ist frei zugänglich.
Anna Schmitt