Workshop im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“ an der FOSBOS Scheyern

Am Freitag, den 31.03.2023, fand an der Beruflichen Oberschule Scheyern, die sich als „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gegen Ausgrenzungen und Diskriminierungen jeder Art engagiert, im Rahmen der derzeitigen „Wochen gegen Rassismus“ ein Workshop zu den Themen Demokratie und Alltagsrassismus statt. Dazu wurde in Kooperation mit der Integrationsbeauftragen Frau Nevilla Saja-Seefried vom Landratsamt Pfaffenhofen die externe Referentin Frau Mathilda Legitimus-Schleicher eingeladen, die sich in vielen Bereichen für die bessere Integration der people of colour in der Bundesrepublik und besonders in Bayern einsetzt.

Diese führte mit den beiden Vorklassen der Fach- und Berufsoberschule einen interaktiven Workshop durch, in welchem sich die Schülerinnen und Schüler mit dem sensiblen und facettenreichen Thema des Alltagsrassismus kritisch auseinandersetzten. Die Referentin, die selbst seit 1979 in Deutschland lebt, beleuchtete das Phänomen aus mehreren Perspektiven.

Die Schülerinnen und Schüler wurden bereits vorab anhand vielfältiger Materialien und Lernvideos für die Thematik sensibilisiert und hatten nun während des Workshops die Gelegenheit, Fragen zu stellen sowie sowohl mit der Referentin als auch miteinander ins Gespräch zu kommen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, erarbeitete Frau Legitimus-Schleicher gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Merkmale und Vorzüge eines demokratischen Systems und erläuterte, weshalb unsere Demokratie so wertvoll und schützenswert ist.

Des Weiteren wurde anhand einer Gruppenarbeit verdeutlicht, dass unsere Gesellschaft sehr viel Wert auf Gleichheit und Gleichberechtigung legt, dabei jedoch oftmals die Dimension der Gerechtigkeit aus den Augen verloren wird. Die Referentin legte dazu zwei Bilder vor, die Tiere und Menschen zeigten, denen man zwar die gleiche Aufgabe gestellt hatte, die jedoch aufgrund ihrer jeweiligen Konstitution sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen mitbrachten. Die Aufgabe war somit zwar für alle gleich, von Gerechtigkeit konnte jedoch keine Rede sein. In differenziert argumentierten Ausführungen legten die Schülerinnen und Schüler dar, dass sich diese Erfahrungen durchaus auch im Bildungssystem oder im Alltag wiederfinden lassen. Oftmals ist im Leben Zivilcourage und Verständnis füreinander gefragt, um gemeinsam Aufgaben lösen zu können bzw. um die Gesellschaft für alle möglichst gerecht zu gestalten.

Eine weitere kreative Aufgabe von Frau Legitimus-Schleicher fokussierte sich auf die Veranschaulichung der Prägung eines jeden Menschen im Hinblick auf bestimmte gesellschaftliche Konstrukte. In zwei verschiedenen Gruppen, die jeweils auf ein anderes Bild „geprägt“ wurden, sollten die Kursteilnehmer*innen anschließend Bilder zeichnen, bei denen das ursprüngliche Bild mit einem weiteren verschmilzt. Das Ergebnis ähnelte überraschenderweise immer dem Bild, auf das man ursprünglich geprägt worden war. Mit diesem Sozialexperiment konnte verdeutlicht werden, dass Prägung oftmals unbewusst im alltäglichen Leben stattfindet, eben auch im gesellschaftlichen Bereich. Dies bildet jedoch die Ausgangsbasis für Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Sich dieser Prägung auf ein bestimmtes Menschenbild bzw. auf bestimmte Äußerlichkeiten bewusst zu werden, ist der erste Schritt, sich mit seiner eigenen „rassistisch beeinflussten Sozialisation“ kritisch auseinanderzusetzen und daran zu arbeiten, diese durch Prägung oft unbewusst erworbenen Muster aufzubrechen.

Der Workshop endete mit einem sehr reflektierten Vortrag zur Verwurzelung eben solcher rassistischen Konstrukte in unserer Gesellschaft. Allein die Frage „Woher kommst du eigentlich?“ beinhaltet für viele verdeckt die Intention „Warum bist du hier und wann gehst du wieder?“, was bei den Betroffenen ein sehr unangenehmes Gefühl des Unerwünschtseins erzeugen kann. Frau Legitimus-Schleicher appellierte daher an alle Kursteilnehmer*innen, die gemeinsame Zukunft bewusster und diskriminierungsfreier zu gestalten. Dies kann nur gelingen, wenn wir die Demokratie und ihre Vorteile zu schätzen wissen, uns um unsere Mitmenschen kümmern und jeden so akzeptieren wie er oder sie ist!

Der Workshop war ein weiterer Bestandteil der vielfachen Aktivitäten der AG „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“, die in diesem Jahr bereits neben den vier Adventsimpulsen, eine Spendenaktion für die Ukraine-Hilfe sowie den Auftritt ihrer Paten, der Kabarettgruppe „Die Stachelbären“, realisieren konnte.