Beim Kofferpacken hatte ich die Klischees im Kopf: In Irland ist es kalt, in Irland ist es windig, in Irland regnet es. Als ich dann meinen Stapel an regen- und winddichten Jacken gemustert habe, dachte ich mir: das kann doch nicht sein, es ist doch Sommer! Und hab daraufhin noch einige luftigere Sachen eingepackt. Zum Glück! Denn schon während der ersten Tage in Irland, die ich vor meinem Praktikum in Dublin verbracht habe, wurde mir schnell klar: Es kann zwar mal regnen, aber es gibt auch viel Sonnenschein und warme Tage in Irland.

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von meinem Praktikumsplatz positiv überrascht: Anstatt der erwarteten großen Gärtnerei komme ich ein Gelände mit langer Geschichte und dem Charme eines liebevoll angelegten Schrebergartens. Bereits im viktorianischen Zeitalter wurde der Garten genutzt. Bei einer Führung durfte ich einiges über die damalige Zeit erfahren. Es hat mich stark beeindruckt, wie viel Wissen und gute Methoden die Leute damals schon hatten, um auch mitten im Winter Ananas ernten zu können und das ganze Jahr genug Wasser zu haben. Die Wassertanks unter den Gewächshäusern wurden sogar so gut gebaut, dass sie noch heute genutzt werden.
Doch nicht nur die Geschichte ist faszinierend, sondern auch die Mitarbeiter in der Gärtnerei. Ich durfte fast täglich neue Leute treffen, die den Garten beispielsweise als Volunteers unterstützen. Und bei der Arbeit war auch immer genug Zeit für ein Gespräch.
Dabei ist mir auf jeden Fall auch aufgefallen, dass die meisten Iren grundsätzlich sehr freundlich sind. An einer Bushaltestelle passiert es häufiger, dass man mit den Worten „lovely day today, isn´t it?“ angesprochen wird, woraufhin man nach seiner Herkunft gefragt wird und sich ein wenig unterhält. Und auch sonst gibt es einige Unterschiede zur deutschen Kultur. Beispielsweise bedankt sich jeder beim Aussteigen beim Busfahrer, auf der Straße ist ein „How are you?“ gleichbedeutend mit einem Gruß (und wird meist nicht beantwortet), ein belegtes Toastbrot gilt als vollwertiges Mittagessen und in vielen Pubs gibt es Live-Musik.
Auch meine tägliche Arbeit war vielfältig: Säen, Wege mulchen, Unkraut jäten, Setzlinge einpflanzen, gießen, die Komposteinfassung erweitern, das Gewächshaus säubern, ernten, Blumensträuße binden und Bohnenstangen aufbauen – fast jeden Tag konnte ich etwas Neues lernen. Dabei habe ich definitiv auch meine Liebe zum Gärtnern entdeckt, was ich jetzt daheim weiterverfolgen möchte.
Neben der Arbeit blieb auch noch genug Zeit, um die Gegend zu erkunden. Und auch wenn die Busverbindung am Wochenende nicht ganz so toll ist, wenn man früh genug aufsteht, kommt man schon ans Ziel, zur Not auch mit dem einzigen Bus des Tages. Und es lohnt sich definitiv, denn die Küsten Irlands sind auf jeden Fall sehenswert.
Zusammengefasst hat mir mein Praktikum in Irland sehr gut gefallen, und neben vielen Leuten durfte ich auch eine wunderschöne Landschaft in Irland kennenlernen – und ich werde mit Sicherheit noch mal nach Irland zurückkommen.
Text: Rosmarie Rottmair
Foto: Patrick Schipp