
Am 21. Januar 2025 bot sich den Schülerinnen und Schülern der B-T12B und der B-W12 eine außergewöhnliche Gelegenheit: In einem Online-Gespräch konnten sie dem Zeitzeugen, Friedensaktivisten und Holocaust-Überlebenden Ernst Grube direkt Fragen stellen. Die Veranstaltung, organisiert von der Fachschaft Geschichte, war nicht nur eine eindrucksvolle Begegnung mit der Vergangenheit, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart und Zukunft.
Die beiden Klassen hatten sich zuvor intensiv mit dem im November 2024 erschienenen und das Leben von Ernst Grube darstellenden Graphic Novel „Zeit heilt keine Wunden“ beschäftigt. Anhand von ausgewählten Bildern aus dem Comic hatten die Schülerinnen und Schüler die Kindheit und Jugend sowie das spätere Leben von Herrn Grube nachzeichnen können. Besonders die Zeit im jüdischen Kinderheim sowie die Monate im Ghetto Theresienstadt wurden dabei genauer beleuchtet, da die Erfahrungen der Judenverfolgung, der Deportationen sowie der Verlust von Angehörigen und Verwandten im Zuge der nationalsozialistischen Diktatur das Leben von Ernst Grube unwiederbringlich prägten.
Im Vorfeld des Zeitzeugeninterviews hatten die Jugendlichen gezielt Fragen formuliert, um vertiefte Einblicke in die schreckliche Zeit der Nationalsozialismus zu erhalten, aber auch um die Einschätzung des Holocaust-Überlebenden zu den heutigen politischen Entwicklungen zu erfahren.
Herrn Grubes Antworten waren fesselnd und tief bewegend: So berichtete er von der Rolle seines nicht-jüdischen Vaters, der für die Familie stark sein musste und die Deportation der jüdischen Mutter sowie der drei Kinder hinauszögern konnte, von der Zeit im Ghetto Theresienstadt, in der der Hunger ein ständiger Begleiter war, und von der Befreiung durch die Rote Armee. Auf die Frage, was er der Jugend mitgeben möchte, richtete Herr Grube eine eindringliche Botschaft an die Schülerinnen und Schüler: Er betone die Notwendigkeit eines demokratischen Staates und unterstrich, dass die Demokratie ohne die tagtägliche Verteidigung durch die Bürgerinnen und Bürger nicht lebensfähig sei. Seine Aufgabe als Zeitzeuge sieht er somit sowohl in der Wissensvermittlung als auch in der klaren Fürsprache für Solidarität und gesellschaftliches Miteinander.
Weiterhin fand Grube, der sein Leben der Aufklärung und dem politischen Pazifismus gewidmet hat, deutliche Worte zur aktuellen weltpolitischen Situation und sprach sich entschieden gegen jede Art von „Lagern“ aus, in denen Menschen abgesondert und in Enge leben müssen. Offen bekundete er seine Sorge bezüglich der Zunahme von Angriffen auf Politikerinnen und Politikern sowie des antidemokratischen Denkens in der Bevölkerung.
Das Zeitzeugeninterview mit Herrn Grube hinterließ die Klassen nachdenklich, aber auch mit tiefem Respekt für einen Mann, der sein Leben dem Kampf für Frieden und gegen das Vergessen gewidmet hat. Umso bedeutungsvoller war es, dass auch Ernst Grube dieses Interview mit unseren Schülerinnen und Schülern als „Sternstunde“ empfunden hat.
Die FOSBOS Scheyern möchte sich ganz herzlich bei Herrn Grube für sein Engagement, seine Zeit und vor allem die zur Reflexion mahnenden Worte bedanken.
Es war uns eine große Ehre.