Erasmus+ – eine „Erfahrrad“ wert: Mein Praktikum in den Niederlanden

Foto: Lorenz Schenkel

Mein Name ist Lorenz, ich bin 21 Jahre alt und habe im Schuljahr 2021/22 den Technik Zweig der BOS besucht. Nachdem ich mich für das Erasmus+ Programm angemeldet habe und angenommen wurde, wollte ich mir selbst eine Praktikumsstelle suchen. Ich habe mich auf drei Bereiche festgelegt und sehr viele Bewerbungen geschrieben, nach wenig Rückmeldung hatte ich schon fast aufgegeben. Falls du auch nach einer Firma für dein Auslandspraktikum suchst, empfehle ich dir, auch wenn es Überwindung kostet, bei den Firmen einfach anzurufen und nachzufragen, ob sie sich überhaupt ein Praktikum vorstellen können.

Da ich jedoch unbedingt das Praktikum durchführen wollte habe ich durch persönlich Kontakte und viel Glück einen Platz bei einer Spezialfahrradladen in Dronten in den Niederlanden bekommen. Bei den Fahrrädern handelt es sich um Velomobile (VM), ein dreirädriges, mit Carbon verkleidetes Liegerad. Diese können aufgrund ihres niedrigen Luftwiederstandes mit außergewöhnlich wenig Leistung sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen.

Ich bin mit dem Zug einen Tag vor Praktikumsbeginn in die Niederlande gereist und habe mich schon in der Kleinstadt umgeschaut und mich auf dem Campingplatz eingerichtet, dem Ort, an dem ich zwei Wochen wohnen werde.

Die ersten Tage des Praktikums vergingen und ich wurde mir bewusst, dass es eine großartige Zeit werden wird. Für die tägliche Fahrt vom Campingplatz zur Arbeit durfte ich mir ein VM ausleihen. Außerdem hat mein Arbeitgeber mir auch eine Schlafmöglichkeit mit Dusche usw. angeboten, aber es war auch angenehm, nach der Arbeit zu meinen eigenen vier Wänden zurückzukehren. Ich hatte viel unterschiedliche Aufgaben, in denen ich auch einiges über VM und ihren Aufbau gelernt habe. So kamen auch einige Kunden, welche ihr eigenes Rad zur Wartung mitbrachten. Dort konnte ich helfen die Bremszüge zu erneuern, Bremsen einzustellen, neue Bremsbeläge einzubauen, den Lenker wieder richtig einzustellen, die Spur anzupassen, kaputte Spiegel zu tauschen, Stoßdämpfer zu wechseln, usw. Außerdem gab es auch ein sehr kaputtes VM, welches einen Frontalschaden hatte. Bei diesem Modell lernte ich wie man Carbon wieder reparieren kann. So verwendeten wir Epoxidharz und Carbonfasern und klebten die Risse wieder zu. Die Sprachkenntnisse der Kunden sind mir sehr positiv aufgefallen und so konnte ich mich mit ihnen auf Englisch und Deutsch unterhalten und ihnen Fragen beantworten oder beim Verzurren für den Transport helfen.

Doch die Erasmus+ Erfahrung ist nicht nur ein Praktikum, in dem man Englisch redet. Vielmehr ist sie ein bisschen wie ein besserer Urlaub, man lernt die Kultur und Gepflogenheiten eines anderen Landes kennen. So fuhr ich mit dem Velomobil in die nächstgrößere Stadt und besuchte ein Museum über Flevoland, war mit der Familie meines Arbeitgebers am Rhein, badete am zweitgrößten Süßwassersee der Niederlande und beobachtete Kite-/ Windsurfer, segelte mit meinem Betreuer und seinen Söhnen im Kanal, durfte kleine Touren mit dem Velomobil machen, hatte viel Kontakt mit der Familie der Firma, lernte ein paar Wörter Niederländisch und hatte insgesamt viel Spaß. Außerdem habe ich nach dem Praktikum mir noch einen Tag lang Amsterdam angeschaut.

Zusammengefasst kann ich dir nur empfehlen ein Erasmus+ Praktikum zu machen. Und falls es dir nicht gefallen sollte, sind es nur zwei bis vier Wochen und allemal eine Erfahrung wert.

Text: Lorenz Schenkel